Robert Hinterndorfer
Mechaniker. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Robert Hinterndorfer wurde am 11.5.1909 in Amstetten geboren. Er arbeitete als Mechaniker und Elektriker und war auch Eisenbahner. Er war bei der sozialistischen Arbeiterjugend, dann bei der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreich und der freien Gewerkschaft, 1933 trat er dem republikanischen Schutzbund und dem Arbeiterturnverein bei. 1928 arbeitete er im E-Werk Innsbruck, ab April 1939 als Elektriker bei der deutschen Reichsbahn in Amstetten. Er war verheiratet und Vater eines Kindes.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 7. 12. 1942 wurde Robert Hinterndorfer verhaftet und am 29. 5. 1943 zum Tode verurteilt. Am 10.8.1943 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
Aus dem Urteil
„Im Herbst 1940 fasste der Angeklagte den Plan, eine Anzahl von Personen, deren marxistische Gesinnung ihm bekannt war, zu einer Vereinigung zusammenzufassen. (…) Der Angeklagte suchte nun Anschluss an die kommunistische Partei zu bekommen und sprach zu diesem Zweck mit verschiedenen Leuten aus Amstetten, deren kommunistische Gesinnung ihm bekannt war. Es gelang ihm jedoch zunächst nicht, eine Verbindung zu erhalten. Nach kurzer Zeit – noch im Dezember 1940 – erfuhr er jedoch von [Josef] Taufegger, dass dieser mit einer kommunistischen Gruppe in Waidhofen in Verbindung stehe, und dass es Taufegger möglich sei, kommunistisches Propagandamaterial zu beschaffen. Der Angeklagte bewog den Taufegger, ebenfalls seiner Gruppe beizutreten, und erhielt von ihm in der Zeit vom Dezember 1940 bis Februar 1941 etwa vier- fünfmal kommunistische Schulungsbriefe (…)
Aus dem Schreiben der NSDAP Kreisleitung Amstetten an den Gauamtsleiter der NSDAP, Gauleitung ND vom 23. 7. 1943
„Die Verurteilung und Bestrafung der kommunistischen Funktionäre hat bei der Bevölkerung durchwegs Befriedigung ausgelöst, es wurden sogar Stimmen laut, die besagten, dass gewiss noch manche herumlaufen, denen das gleiche gebührt. Von einer nachteiligen Auswirkung konnte nichts bemerkt werden. Seit der Inhaftierung ihres Mannes wird Frau Hinterndorfer durch die NSV betreut. Es handelt sich um eine noch junge, arbeitsfähige Frau, deren Arbeitseinsatz noch durchgeführt wird. Das 5-jährige Kind kommt tagsüber in den Kindergarten, sodass die Mutter ohne weiteres einer Beschäftigung nachgehen kann. Ansonsten ist Frau Hinterndorfer mittellos und auf Unterstützung bzw. eigenen Verdienst angewiesen.“
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien